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Ertragschancen im Bergbau durch CO2-Speicherung

  • 25 Januar 2022
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Der nachfolgende Beitrag erläutert, wie die CO2-Abgabe in Deutschland verwaltet wird und wie die dabei entstehenden Guthaben in Milliardenhöhe auch für die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Bergbauvorhaben im In- und Ausland genutzt werden können. Diese Möglichkeiten werden anhand von Beispielfällen aus der Bergbaupraxis erläutert. Dieser Artikel wurde zuerst im Mining Report Glückauf 2022 Nr. 2 veröffentlicht.

Welche Einnahmen erzielt der Bund aus der CO2-Abgabe?

Der Verkauf von Emissionsrechten für das Treibhausgas Kohlendioxid hat dem deutschen Staatshaushalt im Jahr 2021 Rekordeinnahmen in Höhe von 12,5 Mrd. € beschert. Mehr als die Hälfte dieser Einnahmen stammt mit 7,2 Mrd. € aus dem erstmaligen Verkauf nationaler Emissionsrechte, umgangssprachlich CO2-Abgabe genannt.

Auch im europäischen Emissionshandel gehen die Einnahmen steil nach oben. Hier verdoppelten sich die Einnahmen von 2,7 Mrd. € im Jahr 2020 auf 5,3 Mrd. € im Jahr 2021.

Wo sammeln sich diese Milliardeneinnahmen an?

Aufschluss zur Verwaltung dieser Einnahmen des Bundes in Milliardenhöhe liefert das wenig bekannte Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens Energie- und Klimafonds (EKFG) vom 8. Dezember 2010. Dort heißt es in § 2 Zweck des Sondervermögens: „Das Sondervermögen ermöglicht zusätzliche Programmausgaben zur Förderung einer umweltschonenden, zuverlässigen und bezahlbaren Energieversorgung sowie zum Klimaschutz.“ Verwaltet wird das Sondervermögen vom Bundesfinanzminister.

Welche Verbindungen gibt es zwischen diesem Sondervermögen und dem deutschen Bergbau?

Historisch betrachtet ist der weltweite Energiebergbau auf Kohle und Erdöl der Verursacher das derzeitigen Klimawandels. Denn die Milliarden Tonnen an Kohle und Erdöl, die in den letzten 150 Jahren zu Tage gefördert worden sind, haben den weltweiten Klimawandel durch CO2-Anreicherung in der Erdatmosphäre in Gang gesetzt und treiben ihn weiter an. Es ist daher an der Zeit, dass sich der deutsche Bergbau damit beschäftigt, wie Bergbauaktivitäten in der Zukunft umgestaltet werden sollten, damit der Bergbau nicht mehr Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung wird.

Wie werden sich die Einnahmen für den deutschen Energie- und Klimafonds in der Zukunft voraussichtlich entwickeln?

Die zu erwartende Einnahmenentwicklung kann relativ gut prognostiziert werden, da der weitere Anstieg der CO2-Abgabe gesetzlich geregelt ist. Demnach ist die in Bild 1 dargestellte Entwicklung ansteigender CO2-Preise in den Sektoren Wärme und Verkehr wahrscheinlich.

Wofür werden diese Gelder in der Zukunft ausgegeben?

  • Hierzu sagt das Gesetz über den Energie- und Klimafonds Folgendes: Aus dem Sondervermögen können insbesondere Maßnahmen in folgenden Bereichen finanziert werden:
  • Ernergieeffizienz,
  • erneuerbare Energien,
  • Energiespeicher und Netztechnologien,
  • energetische Gebäudesanierung,
  • nationaler Klimaschutz,
  • internationaler Klima- und Umweltschutz und • Elektromobilität.
Fig. 1. Expected CO2 Price 2021 to 2026. // Bild 1. Zu erwartender CO2-Preis 2021 bis 2026. Source/Quelle: SBI

Dieser Maßnahmenkatalog eröffnet vielfältige Anwendungsbereiche im Bergbau. Wenn z.B. die Energieerzeugung an einem entlegenen Bergbaustandort von dieselbetriebenen Generatorsätzen umgestellt wird auf Photovoltaik mit Batteriepufferung, so sind dies gleichzeitig Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, dem Einsatz von erneuerbaren Energien und zur Energiespeicherung.

Den größten Anwendungsbereich sieht der Autor jedoch im Bereich der CO2-Speicherung als wichtigem Beitrag zum internationalen Klima- und Umweltschutz sowie zur Elektromobilität durch die Gewinnung von Batteriemetallen für die Lithium- Ionen-Batterie-Technologie, also Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan.

Wie kann der Bergbau zur dauerhaften Speicherung von CO2 beitragen?

Fig. 2. In Brevik, Norway, 400,000 tonnes of CO2 per year will be captured and permanently stored underground from 2024. Bild 2. Im norwegischen Brevik sollen ab 2024 jährlich 400.000 t CO2 abgeschieden und unterirdisch dauerhaft gespeichert werden. Source/Quelle: SBI

Hier hat sich international in den letzten Jahren der Begriff des Carbon Capture and Storage (CCS) durchgesetzt. Erste Feldversuche mit CCS-Technologien, die in Norwegen und auf Island bereits seit Jahren durchgeführt werden, haben bewiesen, dass diese Technologien in der Praxis funktionieren und jetzt im industriellen Maßstab angewendet werden können. Es darf angenommen werden, dass diese Aktivitäten dem Leserkreis dieser Zeitschrift bereits im Detail bekannt sind und daher nicht näher erläutert werden müssen.

Was derzeit noch fehlt, sind realisierte Großprojekte. Mehrere Großprojekte befinden sich jedoch weltweit bereits in der Planung und werden in Norwegen z.B. durch das staatliche Förderprogramm Longship unterstützt. Dieser englische Ausdruck ist in der norwegischen Geschichte verknüpft mit den Langschiffen, mit denen norwegische Seefahrer als erste Europäer das Nordmeer befuhren. Auch heute finden in Norwegen noch beachtliche Pioniertaten statt und das neue Werk des Konsortiums Northern Lights in Brevik, etwa zwei Autostunden südlich von Oslo, sollen ab 2024 jährlich 400.000 t CO2 abscheiden und unterirdisch dauerhaft speichern (Bild 2).

Wieviel CO2 muss im globalen Maßstab gespeichert werden, um den Klimawandel zu stoppen?

Interessante Ansatzpunkte hierzu liefert die Ausschreibung eines Preises mit einem Gesamtvolumen von 100 Mio. US-$ (XPrize) durch den südafrikanischen Unternehmer Elon Musk, der sich in den letzten beiden Jahren auch bedeutende Bergbaubeteiligungen für die Gewinnung von Batteriemetallen gesichert hat.

Der XPrize wurde ausgelobt für Vorschläge zur dauerhaften und wirtschaftlich kostengünstigen Bindung von 10 Mrd. t/a CO2 ab dem Jahr 2050. Aus der Sicht des Bergbaus ist hierbei insbesondere der sogenannte Rock-Path interessant, also die Bindung von CO2 an Gestein. Für die Beteiligung an diesem Preisausschreiben haben sich mehrere deutsche Teams angemeldet. In München z. B. das Team „Sons of Bavaria“ das von der deutschen Bergbaufirma SBI Sons of Bavaria Investment AG, Wassertrüdingen, unterstützt wird und ein Büro der SBI in zentraler Lage von München mitbenutzen darf. Es ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse carbonreduction@sbi24.de

Wie kann der Bergbau durch CO2-Speicherung Ertragschancen realisieren?

Fig. 3. In 2018, Hans-Werner Kummerow, together with a group of Munich investors, founded the mining company SBI Sons of Bavaria Investment AG, which today has subsidiaries in Australia and Canada and develops deposits for copper, cobalt and nickel. // Bild 3. Hans-Werner Kummerow hat zusammen mit Münchener Investoren im Jahr 2018 die Bergbaufirma SBI Sons of Bavaria Investment AG gegründet, die heute Tochtergesellschaften in Australien und Kanada besitzt und Lagerstätten für Kupfer, Kobalt und Nickel erschließt. Photo/Foto: Ulrich Wallrodt

Der Autor glaubt, dass nur die Materialmengen, die im Bergbau jährlich bewegt werden, groß genug sind, um etwa 10 Mrd. t/a CO2 zu wirtschaftlich günstigen Bedingungen dauerhaft zu bin- den. Er schlägt deshalb vor, bei allen Machbarkeitsstudien für neue Bergwerke, die in Zukunft angefertigt werden, die Bindung von CO2 im Rahmen der Verarbeitungsschritte zur Herstellung von Erzkonzentraten mit zu berücksichtigen.

Praktische Nutzanwendungen könnten sich bei der Stabilisierung von Abraum ergeben, wenn der Abraum vor der Deponierung in Carbonate überführt wird und dann in den durch Abbau unterirdisch entstandenen Hohlräumen wieder abgesetzt wird. Dadurch könnten am Ende der Nutzungsdauer eines Vorkommens auch Rekultivierungskosten eingespart werden. Und aufgrund des geringen Fußabdrucks eines solchen „CO2-Reduzierungs-Bergwerks“ an der Erdoberfläche dürfte es auch leichter werden, die Anwohner eines derartigen Abbaubetriebs für die Social License to Operate zu ge- winnen.

Nutzung von wirtschaftlich grenzwertigen Vorkommen

Aus den Kupfer-Porphyry-Lagerstätten im östlichen Australien ist bekannt, dass dort bisher keine Lagerstätten mit über 1 % Cu-Gehalt entdeckt worden sind. Allerdings sind allein in den Drake-Volcanics in New South Wales mehrere Porphyries mit Gehalten um 0,2 % Cu bekannt. Angesichts der Tatsache, dass in Südamerika durch Codelco bereits Kupferlagerstätten mit Gehalten von 0,3% Cu wirtschaftlich tragfähig durch Bioleaching abgebaut werden, hält der Autor es für möglich, dass durch zusätzliche Erträge aus der Bindung von CO2 auch bisher grenzwertige Lagerstätten in etwa zehn Jahren die Gewinnzone erreichen könnten.

Er setzt sich deshalb dafür ein, Erträge aus der Speicherung von CO2 im großtechnischen Maßstab bei der Planung eines neuen Kupferbergwerks in New South Wales durch SBI mit zu berücksichtigen (Bild 3). Der Bergbau hat die weltweite CO2-Anreicherung in der Atmosphäre ausgelöst. Der Bergbau hat deshalb auch das Potential, um diese CO2-Anreicherung wieder umzukehren.

Auswirkungen einer CO2-Speicherung auf das öffentliche Ansehen des Bergbaus
Der Autor ist überzeugt, dass die Entwicklung der weltweiten Erderwärmung in den nächsten 20 Jahren dazu führen wird, dass es ab 2050 nicht mehr so sehr um die Frage gehen wird, was die CO2-Speicherung im großindustriellen Maßstab denn kostet. Es wird dann mehr um die Frage gehen, wer überhaupt in der Lage ist, 10 Mrd. t/a CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen und dauerhaft zu binden.

Der Bergbau hat dieses Potential. Und er sollte jetzt rasch damit anfangen, dieses gewaltige Potential sinnvoll zu nutzen. Dann wird auch die Diskussion um umweltschädliche Auswirkungen des Bergbaus umgelenkt werden in eine Diskussion über die umweltfreundlichen Auswirkungen des Bergbaus. Und der Bergbau wird von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden als eine unterstützenswürdige Technologie, in der sich die Jugend gern wieder engagieren wird und die von Investoren als zukunftsfähige Ertragsquelle eingestuft werden wird.

Author / Autor

Hans-Werner Kummerow, Managing Director,
SBI Sons of Bavaria Investment AG, Wassertrüdingen

Dieser Artikel wurde zuerst im Mining Report Glückauf 2022 Nr. 2 veröffentlicht.